„Religiotie“ und Zensur in Wikis

(geändert: )
Vorbemerkung
Über Religiotie; aus einer Filmkritik von Michael Schmidt-Salomon:[1]

Das Problem
  1. Vor einiger Zeit gab es in der deutschen Wikipedia den Artikel Religiotie. Dieser wurde auf Grund eines (scheinheiligen?) Löschantrages mit der Begründung, er sei nicht hinreichend referenziert, gelöscht.

  2. Als Alternative bot sich das Encyclopædia Wiki an. Die Encyclopædia über sich selbst: „Die Encyclopaedia nimmt in der Regel Artikel im Schnellverfahren auf, die in der deutschsprachigen Wikipedia von der unvermeidlichen Löschung bedroht sind.“ Daher wurde der Artikel dorthin verschoben.

    Nach Beschwerden von christlicher Seite wurde der Artikel aber unverzüglich gelöscht mit der Begründung: „Inhalt ist nicht im Wiki erwünscht: Aufgrund mehrerer Beschwerden unerwünscht.“

    Dazu sollte man wissen: Der Admin und Gründer der Encyclopædia ist davon überzeugt, dass die Existenz von Jesus (und übrigens auch Mohammed) wissenschaftlich erwiesen sei …

  3. Inzwischen findet man den Artikel in dem Altenativmedium Wikimannia unter „Religiotie“. Die Wikimannia scheint zumindest bezüglich religionsbezogener Themen neutrale Administratoren zu haben – im Gegensatz zur deutschen Wikipedia.

Der Artikel „Religiotie“
Der Autor des ursprünglichen Wikipedia-Artikels ist mir leider nicht bekannt. Glücklicherweise hatte ich den Artikel vor der Löschung kopiert, so dass ich ihn nun hier – inzwischen etwas ergänzt – zeigen kann.

Religiotie

Mit dem Begriff Religiotie, einer modernen Wortschöpfung als Kombination der beiden Begriffe Religion und Idiotie, werden ideologisch-religiöse Auswüchse, Erscheinungen und Extreme bezeichnet. Die vielleicht erstmalige Anwendung des Begriffs Religiotie findet sich 2009 in einem Artikel von Michael Schmidt-Salomon im Humanistischen Pressedienst über den Film „Religulous“[1.] Ein weiteres Beispiel ist die religiöse Verklärung der historisch nicht belegten Gestalt des Jesus der Bibel[2.] Die Idiotie bezieht sich dabei allein auf den religiösen Bereich, in anderen Gebieten sind die Betroffenen durchaus in der Lage, normale bis überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen. So war Osama Bin Laden ein Religiot, aber gleichzeitig auch ein hochintelligenter Stratege[3.] Der Begriff wird zunehmend auch zur Kritik von Politik verwandt, die aus Glaubensgründen die weltanschauliche Vielfalt nicht mehr erkennen kann oder will[4.] In Zeitungen wird der Begriff Religioten benutzt, der von Religiotie abgeleitet ist[5.]

Unter dem Begriff der Religiotie fallen auch Äußerungen und Interpretationen über religiöse Inhalte, die offensichtlich falsch interpretiert oder hinzugedichtet wurden und als religiöser Inhalt verkauft werden.
Einzelnachweise zum Begriff „Religiotie“
  1. Michael Schmidt-Salomon: Die wundersame Welt der Religioten (Kopie), hpd, 18. März 2009
  2. emporda: Jesus, der Märchenprinz der Religiotie (Kopie), Religioten, 15. Juli 2012
  3. Michael Schmidt-Salomon: Keine Macht den Doofen! (Kopie) Eine Streitschrift, Piper, 13. Februar 2012
  4. nickpol: Politische Religiotie in Brandenburg (Kopie), Brights, 23. Oktober 2013
  5. Martina Knoben: Religioten unter sich (Kopie), Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010
  6. Patrik Etschmayer: Der Streisand-Effekt und Religiotie (Kopie), news.ch, 14. September 2012
  7. H. Frank: Eine Fratze der Religion (Kopie), der Freitag, 21. November 2014
  8. Heise Forum: Fluchtpunkt Amok, Ursache Religiotie (Kopie), Telepolis, 11. Juli 2016